Lehrerzimmer
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Re: Lehrerzimmer
von DanielHomesworth am 01.09.2014 01:38Wie alle Lehrer hatte ich schon früher nach Hogwarts kommen müssen als die Schüler, um alles vorzubereiten. Meinen Teil jedoch hatte ich inzwischen erledigt und da auch niemand meine Hilfe brauchte - natürlich konnte man mich trotzdem immer noch jederzeit dazu holen - saß ich nun im Lehrerzimmer und versuchte, mich zu beschäftigen. Diese Zeit des Leerlaufes war das Negative daran, wenn man seine Aufgaben voll motiviert und zusätzlich noch früher anging als die Kollegen. Jedenfalls hatte ich den aktiven Tagespropheten schon durch und mich deshalb einem Klatschblättchen namens "Aphroditis" zugewand, welches wahrscheinlich eine der Lehrerinnen hier liegen gelassen hatte. Normalerweise war so etwas ganz und gar nicht meine Art von Lektüre, aber, wie gesagt, gerade war es die einzige mögliche Beschäftigung für mich. Vielleicht bot es ja noch bessere Unterhaltung als Informationen über Mutmaßungen über den Beziehungsstand von C-Promis, wie ich hoffte, während ich mich durch das Heftchen hindurchschlug. Und plötzlich erstarrte. Denn ich sah Mrs Rosefield abgebildet, neben... mir. Arm in Arm, während wir durch den Park spazierten und Smalltalk betrieben. Das konnte doch nicht wahr sein! Gott sei Dank konnte man nicht hören, was wir zueinander sagten, aber es war auch so schon schockierend, dass jemand so tief in unsere Privatsphäre eingedrungen war, ohne dass wir es bemerkt hatten. Und obwohl ich ein offener Mensch war, wollte ich auch nicht, dass ganz England über mein Privatleben bescheid wusste. Ganz zu schweigen von Mrs Rosefield, da war ich mir sicher! Für sie musste es noch viel schimmer sein, besonders wenn sie wirklich... Gott, die Arme. Und das alles meinetwegen. Ich musste mich definitiv umfassend bei ihr entschuldigen, aber zuerst musste ich den Artikel lesen, um nicht aus Versehen etwas Falsches zu sagen. Die Überschrift stimmte mich tatsächlich wieder etwas weniger reuhevoll, dennoch war ich sicher, dass Mrs Rosefield der Artikel nicht gefallen würde, der wie folgt lautete:
Eiskönigin aka Ministerin endlich mit Mann in Park gesichtet
Unsere allseits als hochprofessionelle Karrierefrau bekannte Zaubereiministerin ist ein eingefleischter Single: Seit einem Jahrzehnt hatte sie nun schon keine Beziehung mehr, keine kurzlebige Liebschaft, keinen One-Night-Stand. Es kursierten schon Gerüchte, dass die eiskalte Regentin völlig asexuell geworden sei - oder es schon immer war, denn Zärtlichkeiten hat man zwischen ihr und Finley Robinson, ihrem letzten angeblichen Freund, nie bemerkt. Doch vielleicht ist Isobel Rosefields Leben doch nicht nur ihrem Beruf gewidmet. Denn sonst würde sie wohl kaum mit diesem attraktiven Herren durch den Park von Hogwarts schlendern. Hand in Hand wurden die beiden beim Flirten gesichtet. Bekommt England nun etwa doch endlich einen "First Sir"?
Dass man mich als einen attraktiven Herren bezeichnete, war mir in diesem Moment ziemlich gleich, denn meine Gefühle fuhren Achterbahn. Das Klatschblatt behauptete, Mrs Rosefield sei seit gut zehn Jahren single... das hieße, ich hätte vielleicht eine Chance bei ihr. Wenn sie jetzt nicht rasend vor Wut war, weil derartige Bilder und Worte über sie veröffentlicht worden waren. Doch vielleicht konnte man an diesen Gefühlen noch etwas ändern... Schnell schickte ich meiner Angebeteten einen Brief:
Sehr geehrte Mrs Rosefield,
Hiermit möchte ich um ein Gespräch mit ihnen anlässlich der jüngsten Ereignisse bitten.
Bitte um Antwort,
Daniel Homesworth
Ich hielt es für unangebracht, ihr mein Bedauern über diesen Artikel per Post mitzuteilen.
Re: Lehrerzimmer
von DanielHomesworth am 01.09.2014 02:55Für die Eulenpost dauerte es nicht lange, bis ich eine Antwort bekam. Der Brief von Mrs Rosefield klang nicht allzu wütend, doch vielleicht blieb sie auch nur sachlich. Wobei es, wenn ich recht überlegte, gut möglich war, dass sie gar nicht von dem Artikel wusste, denn ich schätzte sie ganz und gar nicht als den Typ Frau ein, der die Aphroditis las. Selbst wenn das so war, wollte ich diesen Zustand nicht ausnutzen und ehrlich zu ihr sein, wenn die Aussicht auch noch so verlockend war. Doch nun konnte ich kaum noch einen Rückzieher machen... überhaupt war dieser ganze Gedankengang schäbig. Sie sollte wissen, wie man über sie redete und vor allem über ihr Liebesleben mit mir, falls das überhaupt noch existierte. Nur kurz musste ich überlegen, bevor ich einen Antwortbrief schrieb:
Sehr geehrte Mrs Rosefield,
Es wäre mir eine Freude, heute um 17:30 Uhr in ihrem Büro empfangen zu werden.
Mit freundlichen Grüßen
Daniel Homesworth
Da morgen all die Schüler in Hogwarts ankommen würden, war dies wohl die deutlich klügere Entscheidung... außerdem würde ich dann früher wieder die Gesellschaft dieser wunderbaren, bewundernswerten Frau genießen können. Denn meiner Meinung nach hatte der Artikel nur teilweise recht mit der Bewertung ihrer Persönlichkeit: natürlich war sie eine hochprofessionelle Karrierefrau, aber sie war weder eiskalt noch asexuell. Ich hatte eine tolle, wunderschöne Frau kennenlernen dürfen, die ihre private Unsicherheit manchmal hinter einer etwas kühlen Fassade verbarg. Und was immer mit diesem Finley Robinson passiert war, bestimmt hatten die beiden auch ein erfülltes Liebesleben gehabt. Mrs Rosefield war nur eben nicht der Typ, der die Öffentlichkeit in so etwas mit einbezog, so wie ich sie einschätzte. Auch ihr Interesse an mir hatte ich mir vermutlich nicht nur eingebildet... unfassbar, aber wahrscheinlich wahr!