Wohnzimmer
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Re: Wohnzimmer
from IsobelRosefield on 10/20/2014 09:49 PMAls Daniel sich neben mich setzte, blickte ich kurz zu ihm, nur um meinen Blick dann wieder nach vorn auf die Tasse zu richten, die ich vorhin auf den Kaffeetisch abgesetzt hatte und hörte ihm zu. Obwohl seine Worte nicht ganz der Wahrheit entsprachen -immerhin hätte kein normaler Mensch ein solches Drama um Gefühle gemacht - beruhigten sie mich doch. Höchstwahrscheinlich lag es aber auch mehr an Daniel als an dem Inhalt.
Nach all dem, was passiert war; die ganzen Gefühle, der Ausbruch, die Erschöpfung; hatte ich nun ein seltsames Stadium erreicht. Ich war ruhig, konnte meine Gedanken wieder ein wenig fassen, aber war durch die Müdigkeit merkwürdigerweise aufgepuscht. Man konnte es mit dem Gefühlszustand vergleichen, den man erreichte, wenn man eine Nacht durchmachte oder wenn man genau ein Glas zuviel getrunken hatte - man war nicht betrunken, aber man fühlte sich lebendiger als zuvor und war der Überzeugung, dass beinahe alles möglich war.
"Ich denke, wir hatten einfach beide keinen guten Tag", erwiderte ich deshalb, nachdem mir auch bei der Uhr aufgefallen war, dass es schon kurz nach Mitternacht war. Ich sagte bewusst "wir", nicht weil ich dachte, er wäre irgendwie mitverantwortlich für das ganzen Fiasko, ich war mir lediglich ziemlich sicher, dass er sich besser fühlen würde, wenn er einen Teil der Schuld auf sich laden konnte - immer diese Menschen mit Helfersyndrom...
Am liebsten würde ich noch etwas sagen, irgendetwas damit er sich nicht so schlecht fühlte - denn das tat er sicher, so unmöglich wie ich mich aufgeführt hatte. Aber mir mochten einfach keine Worte einfallen, die das alles erklären konnten. Man konnte ja auch nicht mir nichts, dir nichts einfach anfangen von all den (psychischen) Fehlern zu erzählen, die man besaß...
Re: Wohnzimmer
from DanielHomesworth on 10/22/2014 03:19 PMIm Moment war es absolut egal, was an mir es war, das Isobel ein wenig zu beruhigen schien, ich war einfach nur erleichtert, dass dem überhaupt so war. Allerdings war es mir prinzipiell nicht ganz gleich, denn ich versuchte ja immer, Menschen mit Worten zu beruhigen oder zu helfen. Das klang nun einmal manchmal ein bisschen therapeutisch, aber ich war auch immer vollkommen von deren Inhalt überzeugt, es war einfach mein Charakter. Und bei Isobel war es zudem noch so, dass mein Selbstbewusstsein in ihrer Nähe des Öfteren litt, was sicher auch an meiner mangelnden Erfahrung mit Romantik lag.
Da sie 'wir' sagte und ich ihr glaubte, gelangte ich zu der Überzeugung, dass sie es genauso sah wie ich und merkte nicht, dass dem eigentlich nicht so war. Außerdem folgte ich ihrem Blick auf die Uhr. Hieß das, dass sie gehen wollte? Das war ein bisschen schade, aber immerhin musste sie unglaublich müde sein und eigentlich... wäre es sogar ganz gut für mich, nachzudenken, wie ich ihr das nächste Mal wirklich beistehen konnte, statt sie noch mehr zu verwirren. "Willst du nach Hause?", fragte ich also aufmerksam, und es war wirklich eine Frage, nicht etwa eine Aufforderung zum Gehen, obwohl ich fest mit einem 'ja' von ihr rechnete. Sie war still geworden und schien nicht mehr zu wissen, was sie sagen sollte, und außerdem war da ihre Erschöpfung. Sollte sie allerdings doch nicht gehen wollen, aus irgendeinem Grund, den ich mir eigentlich nicht vorstellen konnte, konnte sie natürlich so lange bleiben wie sie wollte.
Re: Wohnzimmer
from IsobelRosefield on 10/22/2014 10:26 PM(Ich will den Play noch nicht beenden, wir machen grad Fortschritte mit den beiden - wundere dich also nicht, wenn der Beitrag vllt nicht ganz so isobelisch ist wie sonst xD)
Auf Daniels Frage hin wollte ich beinahe schon aus Reflex mit einem "Ja" antworten, als mir auffiel, dass ich alles andere als gehen wollte. Bis vor kurzem wünschte ich mir nichts sehnlicher als nach zu Hause gehen, aber inzwischen kam mir die Vorstellung, allein in mein riesiges Penthouse zurückzukehren, einfach nur noch grauenhaft vor. Auch wenn unsere Unterhaltungen zu 99% aus Entschuldigungen bestanden, war es doch irgendwie schön und auch beruhigend, einfach in seiner Nähe zu sein.
"Eigentlich nicht...", erwiderte ich deshalb etwas zögernd, weil ich mir nicht sicher war, ob es aufgrindlich wirkte. "Wenn das okay ist...?", fügte ich deshalb noch schnell hinzu. Allerdings war ich mir inzwischen schon beinahe sicher, dass Daniel nichts dagegen haben würde - hoffte ich zumindest. Ich war zwar noch erschöpft vom vergangen Tag, befand mich aber immer noch in dem Zustand, wo ich mehr hibbelig als müde war. Vermutlich war das auch der Grund, weshalb ich ihm die nächste Frage stellte: "Hast du eigentlich Kinder?". Keine Ahnung, wie ich auf einmal auf das Thema gekommen war - die Frage rutschte mir einfach raus. Immerhin hatten wir nie wirklich über das Thema gesprochen und er hatte auch nie irgendwas explizit verneint. Jedenfalls konnte ich mir Daniel als Vater tausendmal besser vorstellen als mich als Mutter...
(Wenn die schonmal über Kinder geredet haben, sags mir bitte, dann ändere ich den Post xD)
Re: Wohnzimmer
from DanielHomesworth on 10/23/2014 02:32 PM(isobelig? :'D)
Es überraschte mich wirklich sehr, als sie meinte, sie wolle bleiben. Sehr positiv. Wobei das eigentlich eine ziemliche Übertreibung war für die Erleichterung, die ich fühlte. Anscheinend hatte ich sie doch nicht so wahnsinnig schlecht behandelt, dass sie vor mir floh, nein, sie wollte sogar bleiben, obwohl sie so müde und durcheinander sein musste. Selbstverständlich bedeutete das nicht, dass ich keinen Fehler gemacht hatte, aber wie es aussah, war der nicht so schwer gewesen, wie ich vermutet hatte. Ein glückliches Lächeln huschte über meine Züge.
"Natürlich, du kannst gerne hier bleiben, so lange du willst", sagte ich dementsprechend freundlich und mit einem Lächeln zu ihr, das dieser Gefühlsregung absolut entsprach. "Wenn du noch irgendwas brauchst, noch Tee oder so...", bot ich ihr an. Nach wie vor war es mir natürlich wichtig, dass es ihr gut ging und dass sie sich wohlfühlte.
Ihre Frage überraschte mich zwar ein wenig, aber ich beantwortete sie gerne, zudem sie zeigte, dass Isobel sich tatsächlich wieder zu erholen schien. "Nein", erzählte ich ihr und wollte noch ein 'leider nicht' hinzufügen, aber wenn ich so darüber nachdachte, war das eigentlich gar nicht zutreffend. Klar, ich hätte gerne Kinder, aber eben... mit ihr, musste ich mir eingestehen, auch, wenn das, wie es aussah, wenn es sich überhaupt irgendwann ereignen würde, noch etwas dauern konnte, aber das machte mir erstaunlicherweise gar nicht wirklich etwas aus. "Ich schonmal dürfte überhaupt keine haben, wenn ich nicht verheiratet bin, und wenn ich doch welche hätte, müsste ich mein Leben entweder mit der Mutter oder allein verbringen - aus religiösen Gründen*, obwohl ich diese Regel ziemlich schwachsinnig finde", gab ich ehrlich zu.
*Ich nehme einfach mal den aktuellen Stand xD
Re: Wohnzimmer
from IsobelRosefield on 10/23/2014 08:25 PM(Es war schon spät, lass mich :'D)
Ich erwiederte sein Lächeln freundlich und ebenfalls erleichtert, dass er nichts dagegen hatte - auch wenn es natürlich möglich war, dass er zu höflich war, um eine negative Antwort zu geben. Allerdings kam es mir nicht sehr wahrscheinlich vor.
"Tee wäre wunderbar; aber auch nur wenn du ebenfalls eine Tasse trinkst", beantwortete ich seine indirekte Frage, wobei ich mich in geringem Maß wieder aufdringlich fühlte, auch wenn ich inzwischen gemerkt hatte, dass er sich offenbar ein bisschen besser fühlte, wenn er sich um mich "kümmern" konnte.
Als er seinerseits antwortete, nickte ich nur - es hätte mich schon ziemlich überrascht, wenn er Kinder hätte. Immerhin hatte nichts daraufhin gedeutet. Obwohl es selbstverständlich möglich gewesen wäre, dass seine Kinder evt. vielleicht schon alt genug waren, um nicht mehr zu Hause zu wohnen. Wie dem auch sei, als er fortfuhr, war ich doch ein wenig beeindruckt, wie ernst er es mit seinem Glauben nahm.
"Ich finde, es ist sehr..mmh", ich überlegte kurz und suchte nach dem richtigen Wort, "ehrenhaft, dass du an deinem Glauben festhälst ", schloss ich meinen Satz und hatte wirklich keine Ahnung, wie ich es sonst nennen sollte. Aber immerhin wusste ich bei Daniel ja sowieso nie, was ich sagen sollte; vor allem jetzt, da Religion ein sehr heikles Thema sein konnte. "Aber du weißt ja, bei mir ist so ziemlich das Gegenteil der Fall", stellte ich nochmal bestimmt, aber mit einem Lächeln klar.
Ich merkte, dass es um einiges leichter war, ihm Fragen zu stellen, als selbst persönliche Fragen zu beantworten - außerdem half es mir seltsamerweise zu entspannen.
Re: Wohnzimmer
from DanielHomesworth on 10/23/2014 10:06 PMTatsächlich war ich auf eine schäbige Art und Weise froh, wenn ich sie bedienen konnte. Schäbig deswegen, weil das nur auf materielle Dinge zutraf, obwohl ich nur eines sicher wusste: Dass das ganz sicher nicht das war, was sie brauchte. Allerdings hatte ich es ja versucht, startete ich das klägliche Unterfangen, mein Gewissen zu beruhigen. Zumindest konnte ich mir vollkommen sicher sein, dass ich ihr auf diesem Sektor genügen würde. Und Tee würde ihr nicht schaden, sie sah immer noch leicht verfroren aus. "Aber klar doch", meinte ich, nahm die Tasse, aus der sie vorhin getrunken hatte, ging in die Küche, bereitete uns beiden Tee zu - dabei fiel mir wieder einmal auf, was für ein aufmerksamer Mensch sie doch eigentlich war. Prinzipiell natürlich, so dringend brauchte ich nun keinen Tee, aber ich konnte verstehen, dass sie nicht die einzige sein wollte, die etwas zu trinken hatte. Solche Situationen mochte ich selbst ja auch nicht.
Als ich fertig war, kam ich mit den beiden Tassen ins Wohnzimmer zurück und reichte Isobel ihre. "Bittesehr", sagte ich lächelnd dazu, ehe ich mich neben sie setzte. Natürlich wieder ohne sie zu berühren, ich wollte ihr ja nicht zu nahe treten, außerdem redeten wir ja gerade, da wären solche Vorstöße wohl kaum angemessen.
"Das ist... nett von dir", reagierte ich auf ihr Kompliment mit etwas ernsterem Tonfall. Es war wichtig für mich, aber ich erwartete natürlich nicht, dass es das auch für sie war oder wurde. Allerdings freute ich mich über ihre Akzeptanz, die konnte man auch bei weitem nicht bei jedem Menschen finden. "Gäbe es da überhaupt einen Glauben, an dem du ganz theoretisch festhalten könntest?", wollte ich dann etwas zögerlicher wissen, wobei ich auf das 'theoretisch' großen Wert legte, es interessierte mich einfach nur, ob sie irgendwie getauft war oder sonst eine Initiation hinter sich hatte - man konnte ja nie wissen, woran ihre Familie vielleicht glaubte und wie verbissen ihre Verwandten dabei werden konnten. Das sah ich ohne Bewertung, denn bei meinen war das ja auch kein einfaches Thema...
Re: Wohnzimmer
from IsobelRosefield on 10/28/2014 11:37 PMBevor wir mit unseren Gespräch weiter fortfahren konnten, verschwand Daniel kurz in der Küche und kam bald darauf wieder mit zwei Teetassen in der Hand zurück. Ich nahm meine Tasse entgegen und bedankte mich kurz, aber höflich.
Um eine Antwort auf seine Frage zu finden, die ich übrigens ganz interessant fand, auch wenn sie mich nicht sonderlich betraf, musste ich nicht lange überlegen. Trotzdem nahm ich zuvor noch einen Schluck von meinem Tee ehe ich antwortete: "Nein. Nicht nur, da meine Familie seit Generationen ohne Bekenntnis ist, sonder auch, da ich nie das Bedürfnis verpürt habe, an irgendetwas anderes zu glauben als an mich selbst. Außerdem hätte ich vermutlich keine Zeit, um einen Glauben zu praktizieren...."
Auch wenn ich zuerst relativ unsicher war, was das Thema Religion betraf, musste ich doch zugeben, dass es eigentlich ganz einfach war, mit ihm darüber zu reden. Besonders da er meine Ansichten anscheinend ohne Vorbehalte akzeptierte.
"Wie hast du zu deinem gefunden? Über deine Eltern?", fragte ich ihn, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass das die Antwort war.
(Whatsapp-Antwort kriegst du morgen - ich hab Bauchkrämpfe, versuch jetzt erstmal zu schlafen und entschuldige mich schonmal für den grottenschlechten Beitrag, aber ich wollte ihn endlich hinter mich bringen xD)
Re: Wohnzimmer
from DanielHomesworth on 10/29/2014 12:06 AM(Oh nein, du Arme, gute Besserung!! Und Mann, der ist nicht schrecklich ;))
Auf Isobels Dankeschön hin lächelte ich nur ebenso höflich, denn es war eindeutig, dass sie etwas sagen wollte, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte. War ihr etwa immer noch kalt? Vielleicht sollte ich ihr zusätzlich noch eine Decke anbieten? Aber das schien mir nun doch wenig passend und somit ließ ich es, sollte sie anfangen, vor Kälte zu zittern oder ähnliches, ließ sich das ja nachholen. Abgesehen davon konnte sie selbstverständlich jederzeit danach fragen, auch, wenn ich nicht glaubte, dass sie das tun würde.
Ihre Antwort fand ich ganz ehrlich einfach interessant. Ich selbst war ja religiös aufgewachsen, somit hatte sich für mich trotz aller Toleranz nie die Frage gestellt, ob ich an etwas glauben sollte. Für mich war es einfach eine Tatsache, dass Gott existierte. Doch Isobel glaubte nur 'an sie selbst'. Um das einzuordnen, musste ich ein wenig überlegen. Die dadurch entstandene Pause füllte ich damit, zuzugeben: "Das ist eine sehr interessante Sichtweise." Und kaum verwerflich, wie ich letztendlich fand. Immerhin hieß das, dachte ich, dass sie an gewissen Prinzipien festhielt, und genau das war es, wozu eine Religion eigentlich die Menschen bringen sollte. Ob man nun an Gott glaubte, an Allah oder sogar an mehrere Götter, und welche Feste man ihnen zu Ehren feierte, war doch eigentlich völlig egal, es waren nur verschiedene Begriffe der höheren Macht in unserer Welt, die zweifellos existierte. Ich war sicher, dass auch Isobel gewisserweise ein gotterfülltes Leben führte, nur, dass es ihr nicht so bewusst war. Doch das behielt ich für mich, abgesehen von einem nachdenklichen Gesichtsausdruck. Immerhin wollte ich jetzt keine Grundsatzdiskussion vom Zaun brechen, das war in dieser Situation einfach nicht möglich.
Auf ihre Frage antwortete ich natürlich wie immer bereitwillig und offen: "Ja, ich bin damit aufgewachsen - meine Eltern haben großen Wert darauf gelegt, dass mir Gebete und Rituale in Fleisch und Blut übergehen, aber noch mehr darauf, dass ich lerne, mich moralisch korrekt zu verhalten." Nun wurde mein Lächeln doch ein wenig unsicher. "Ich bin überzeugt davon, dass das wichtig ist, aber ich weiß, dass ich das nicht immer kann. Dass niemand das kann, alle Menschen machen Fehler."
Re: Wohnzimmer
from IsobelRosefield on 10/29/2014 11:32 AMAuf sein Kommentar nickte ich nur; was sollte ich auch großartig sagen? Aber wie zuvor fühlte ich immer noch die Erleichterung, dass er dem ganzen offen gegenüberstand. Wer weiß, wie die Situation hätte eskalieren können, wenn wir diesbezüglich einen engstirnigen Charakterzug hätten.
Seiner Antwort hörte ich aufmerksam zu, besonders sein letzter Satz gab mir zu bedenken. Ich wusste genau, wie ich in meinen jüngeren Jahren geantwortet hätte. Stolz, arrogant und das Gegenteil behauptend. Vor allem, da ich Fehler immer nur mit inkompetenter Arbeitsleistung gleichsetzte und nicht etwa mit charakterlichen Fehlzügen oder falschen Entscheidungen.
Jetzt aber brachte es mich nur dazu, meine Entscheidungen der letzten Jahre kritisch zu überdenken. Hatte ich Fehler gemacht? Ich war mir meiner Taten immer sicher gewesen... bis jetzt. War es eventuell eine Fehler gewesen, Louis wegzugeben? Und was war mit Finlay; hätten wir die Beziehung noch irgendwie kippen können? Aber nein, das war Schwachsinn - Louis hatte es bei seinen Pflegeeltern sicher um einiges besser als bei mir und Finlay.. Nunja, ehrlich gesagt, war ich grade wirklich erleichtert single zu sein, wenn ich einen kurzen Blick auf Daniel warf.
Das alles war aber nicht das Einzige, was mir bei seiner Antwort durch den Kopf schoss; immerhin hatte er selbst zugegeben, dass auch er nicht perfekt ist und ich würde nur zu gern wissen, welche Fehler er im Laufe seines Lebens gemacht hatte. Auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass es schwerwiegende waren... Wenns hochkommt hatte er vielleicht mal vergessen in die Kirche zu gehen. (xD)
"Gibt es denn irgendetwas, dass du in deinem Leben bereust?", fragte ich ihn deshalb, auch wenn ich ein bisschen Angst hatte, zu persönlich zu sein. Allerdings fiel es mir seltsamerweise auch einfacher ihn Dinge zu fragen als meinerseits Antworten zu geben.
Re: Wohnzimmer
from DanielHomesworth on 10/29/2014 02:24 PMIch hatte generell keine Probleme mit persönlichen Fragen. Immerhin war ich ein sehr offener Mensch, der am liebsten mit jedem Freundschaft schloss, der ihm sympathisch war. Warum auch nicht? Zwischenmenschliche Beziehungen waren wichtig, um die Balance im Leben zu finden. Klar, manchmal waren sie unjangebracht, beispielsweise bei Lehrern und Schülern, und dessen war ich mir auch bewusst, aber grundsätzlich ging ich mit derartigen Dingen sehr frei um. Obwohl ich nicht naiv war, ein bisschen Zeit, um jemandes Vertrauenswürdigkeit einzuschätzen, ließ ich mir natürlich schon. Doch Isobel war in meinen Augen sehr vertrauenswürdig, also würde sie auch die bestmöglichen Antworten von mir bekommen.
Wieder musste ich dafür jedoch etwas überlegen. Bereute ich irgendetwas? Außer meinem Verhalten in den letzten Minuten? Oder generell manchmal ihr gegenüber? Mir fielen einige kleinere Dinge ein, die ich gerade in meiner Kindheit falsch gemacht hatte: ein Muggelmädchen in der Muggelgrundschule nicht neben mir sitzen lassen, obwohl es niemand anderen hatte, doch daran erinnerte ich mich kaum noch... oder später in Hogwarts ein paar Außenseitern nicht bei diversen Verspottungen beistehen, das war schon noch klarer in meinem Kopf verankert. "Nichts 'Großes' in dem Sinne", meinte ich schließlich nachdenklich. "Obwohl das ja relativ ist und sich vor allem von Mensch zu Mensch unterscheidet. Vielleicht hat manches, das ich nie als wichtig angesehen habe, jetzt Folgen für diejenigen, denen ich Unrecht getan habe, indem ich einfach weggeschaut habe... damals in Hogwarts zum Beispiel. Ich habe zwar selbst nie jemandem gezielt Böses getan, aber ich habe mich doch in gewisser Weise ebenso schuldig gemacht, indem ich so etwas nicht verhindert habe. Genau wie die meisten anderen...", schloss ich fast schon ein wenig bedrückt.
Über diese Zeit machte ich mir häufiger Gedanken. Natürlich, ich war stellvertretender Anführer einer Partei und fand das Gruppensystem nicht in diesem Sinne schlecht, aber das was mit jenen passiert war, die sich nicht hatten eingliedern wollen, was ja eigentlich ihr gutes Recht war, war nicht in Ordnung gewesen. Man hätte insgesamt offener damit umgehen müssen, wie eben jetzt mit den Parteien, dann hätte diese Zeit vielleicht nicht auf derart unwürdige Weise geendet. Denn prinzipiell fand ich es gut, wenn Jugendliche bereits die Chance bekamen, sich mit anderen Vertretern ihrer Meinung auszutauschen. Die Regeln, die es in Hogwarts momentan gab, waren da viel zu streng und auch ignorant, fand ich, in gewisser Weise.
Ich wollte schon zur Gegenfrage ansetzen, aber irgendetwas hielt mich davon ab. Isobel fand es anscheinend schwer, über solche Themen zu reden, das hatte unser vorheriges Gespräch gezeigt, und ich wollte sie nicht dazu bringen, erneut darüber nachzudenken, ob sie nun einen Fehler machte oder nicht. Heute hatte sie sich schon genug gequält, dachte ich mit einem Anflug von Zärtlichkeit.